Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
Vorrede
Die Erde ist, wie schon Strabo erkannt, ein Organismus und als Glied
des Weltalls wie als Einzelwesen, in ihrem inneren Bau und ihren äußeren
Formen, sowie iu den Aeußeruugen und Erscheinungen ihres Lebens ewigen
Gesetzen unterworfen. Sie gleicht dem Geist, den Göthe Faust erscheinen
und sagen läßt:
In Lebensfluten, im Thatensturm
Wall' ich, auf und ab,
Wehe hin und her!
Geburt und Grab,
Ein ewiges Meer,
Ein wechselnd Weben,
Ein glühend Leben,
So schaff' ich am sausenden Webstuhl der Zeit
Und webe der Gottheit lebendiges Kleid.
Dieser „Geist der Erde", ihr Leben und Weben, die ganze Reihe gegen-
seitiger Wirkungen ihrer Elemente und Kräfte, die Wechselbeziehungen zwischen
unorganischer und organischer Natur mit Einschluß des Menschen, das ist
nach dem Stande der heutigen Wissenschast das Unterrichtsobjeet der Geo-
graphie, der Erdkunde im Geiste Ritter's und Humboldt's. Nur so gefaßt,
ist sie, wie Kapp sagt, „eine sichere, d. i. die sichernde Grundlage anderer
Wissenschaften". Die Wissenschaft unserer Tage hat ihr aber noch ein früher
wenig beachtetes Moment hinzugefügt, die Geologie. „Beide Lehren", sagt
Cotta, „die Geologie und die Geographie, sind auf's engste verbunden und
in dieser Verbindung ein sehr wichtiges Element für die Staatenkunde".
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Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
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fettige Einwirkung der festen und flüssigen Grundfläche und der
lnftförmigen Hülle ist die Welt, in welcher das Leben der
Pflanzen und Thiere und unser eigenes gedeiht." Die der Erd-
oberfläche zunächst befindliche Luft ist weit dichter als die entfernteren
Schichten derselben, und ihre Dichtigkeit nimmt so ab, daß sie in einer
Höhe von 4550 m. (also etwa auf dem Montblanc) nur noch halb so
dicht ist. Unserm Auge erscheint das Luftmeer als ein großes blaues
Gewölbe, denn die Luft ist nach den neueren Ansichten wirklich blau, ob auch
sehr zart und in der Nähe nicht bemerkbar, sondern erst in der Masse sich
geltend machend. Ohne Luft würde der Himmel vollkommen schwarz er-
scheinen und das Heer der Sterne bei Tage sichtbar sein. Auf einem hohen
Berge erscheint der Himmel weniger blau. — Die Luft auf hohen Bergen
ist nicht blos feiner, sondern auch kälter als die niederen Schichten. Die
Sonne, die Spenderin des Lichtes und der Wärme, sendet ihre Strahlen
durch die Luft bis zu ihrer Grundfläche herab; diese unmittelbare Erwär-
mung derselben ist jedoch nur unbedeutend, viel intensiver dagegen die Wärme,
welche die Sonne auf der Oberfläche der Erde und des Meeres entwickelt
und welche der Lust sich mittheilt. Diese der Luft innewohnende und wie-
dernm auf den Boden rückwirkende Wärme, sowie alle durch Störung des
Gleichgewichts in der Atmosphäre hervorgerufenen Veränderungen nennen
wir Klima. Im Allgemeinen durch die nach den verschiedenen Breiten-
graden verschiedene Wärmeentwickelung bedingt (mathematisches Klima),
wird dasselbe durch die verschiedene Beschaffenheit und Erhebung des Bodens,
durch die Einwirkung des Meeres, durch die Richtung der Gebirge ze.
wesentlich verändert und bestimmt, wie dies in den nachfolgenden Ab-
schnitten dargelegt wird.
§ 13. Das Meer.
Verhalten des Meeres und des Landes zur Sonne. Klima.
Einfluß des Meeres auf das Land.
Alle Mannichfaltigkeit und Abwechselung, die dem Lande Reiz und
Leben leiht, verschwindet, sobald wir das Meer betreten, von dem wir wegen
der Kugelgestalt der Erde immer nur einen Kreis von 10 bis 12 Meilen
Durchmesser, aber bei der Größe der Erde, trotz ihrer Kugelgestalt, als
wagrechte Fläche überblicken.
Streng genommen giebt es nur ein Weltmeer, eine große zusammen-
hängende und in steter Bewegung befindliche Wassermasse; es ist aber ein
altes Herkommen, fünf Weltmeere zu unterscheiden, wie früher angegeben.
Die Eismeere sind, wie dies der Name sagt, den größten Theil des Jahres
hindurch mit Eis bedeckt, und die noch jetzt verbreitete Annahme, daß um
den Nordpol selbst ein vom Eise freies Meer woge, gehört wahrscheinlich
in das Reich der Traumgebilde. Nur in der wärmern Jahreszeit thanen
die Eismassen zum Theil und treiben in eolossaler Ausdehnung und ost
wunderlicher Gestalt gegen Süden, oft ziemlich weit, beim Brechen einen
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Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
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meilenweit hörbaren dumpfen Knall von sich gebend. Scharf wie
Glas an der Sprungfläche, zerschneiden sie die Seitenwand eines Schiffes
wie eine Säge. Wallfisch- und Heringsfang und Pelzhandel, sowie der
Trieb der Forschung locken den Menschen auch in diese unwirklichen Meere.
Die Eismassen des südlichen Eismeeres haben eine noch größere Aus-
dehnung als die des nördlichen. Das für uns wichtigste aller Meere ist das
Atlantische, so genannt von dem mythischen Lande Atlantis, das westlich
von Afrika liegen sollte. Der Atlantische Ocean bildet die Brücke zwischen
der alten und neuen Welt. „Er war bestimmt, den Schauplatz der Welt-
geschichte, als das mittelländische Meer für sie zu enge wurde (siehe Europa),
unendlich zu erweitern."
Von dem Wasser des Landes, dem „süßen", unterscheidet das Meer-
Wasser sich hauptsächlich durch seine meist blaugrüne Farbe, seine größere
Durchsichtigkeit, die es gestattet bei ziemlicher Tiefe die Fische sich durch deu
Wald von Wasserpflanzen und zwischen den Korallen hindurch bewegen zu
sehen, und durch seinen bitter-salzigen Geschmack. Der Salzgehalt be-
trägt durchschuittlich 2 Loth auf das Pfund. (Vergleiche Europa: das
Mittelmeer und die Ostsee, § 19.) Dies genügt, um es ungenießbar zu
machen. Dichter und schwerer als das Flußwasser, vermag es natürlich auch
verhältnißmäßig größere Lasten zu tragen. Je größer der Salzgehalt des
Meeres, desto weniger leicht gefriert es auch.
Das Meer ist von dem höchsten Einflüsse auf das Land. Nicht blos
den Verkehr des letztern nach Außen bedingt es, sondern auch sein
Klima, seine Bewässerung, seine Fruchtbarkeit, seine Prodncte
hängen wesentlich von ihm ab. Die wohlthätige Sonne erwärmt Land und
Meer; beide saugen begierig ihre Strahlen ein; aber während rasch ein
Theil des Bodens dem unter und neben ihm liegenden die empfangene
Wärme mittheilt, besitzt das Wasser nur geringe Fortleitnngssähigkeit; ja
durch die mit der steigenden Wärme sich steigernde Verdunstung des Wassers
selbst entweicht sie zum Theil wieder, und überdies wird durch die Beweguug
des Meeres stets das kältere Wasser der tiefern Schichten nach der Ober-
fläche geführt, wodurch das Ansammeln von Wärme gleichfalls fortwährend
gestört wird. Deshalb nimmt das Land, d. h. der Continent, bei starker
und andauernder Sonnenwärme einen weit höhern Wärmegrad an als das
Meer. Aber ebenso rasch strahlt der Boden auch die empfangene Wärme
wieder aus, wozu die Unebenheiten desselben wesentlich beitragen. Das
Meer dagegen kühlt sich ebenso langsam ab, als es erwärmt wird, und
erhält und bewahrt sich dadurch einen beständigen, gemäßigten Charakter,
den es auch der Luft und dem naheliegenden Lande mittheilt. Durch diese
aus dem Meere und dem Continente verschiedene Wärmeentwickelung bildet
sich für beide auch ein verschiedenes Klima, und der Luftoeean übernimmt
dabei die Vermittlung.
Daraus ^ergiebt sich, daß große, den Einflüssen des Meeres fern lie-
gende Länderstrecken, wie z. B. Mittelasien, ein ini Sommer ebenso heißes,
als im Winter eisiges Klima mit raschem Temperaturwechsel besitzen müssen.
Dies ist mehr oder weniger bei allen Continenten der Fall. — Bei Tage
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Europa Europa Ostsee Mittelasien
Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
Nur noch einige Worte über die Anlage des Buches und die demselben
beigegebenen Kartenproben.
Der an geistbildenden Elementen besonders reichen physischen Geographie
ist die umfassendste Behandlung zu Theil geworden. In der mathematischen
ist vorzüglich das hervorgehoben, was zum Verständniß jener nothwendig ist.
Die politische Geographie, mehr oder weniger interesselos und der bildenden
Elemente entbehrend, wenn ihr die natürlichen Grundlagen, die innigen
Beziehungen derselben zu den Physischen Verhältnissen des Landes, einschließlich
der geognostischen, und der geschichtlichen Entwickelung des Volkes fehlen,
sucht jenen Zusammenhang überall möglichst an das Licht treten zu lassen,
„trockene fragmentarische historische Ueberblicke", als (nach Prange) in der
Luft schwebend, verschmähend, aber „was geographisch den Gang der Ge-
schichte bestimmt und erläutert und was geschichtlich die Wechselwirkung der
geographischen Elemente erklärt"^), sorglich beachtend. Bei allen außer-
deutschen Ländern schließt sich die politische Geographie der physischen nn-
mittelbar an; für Deutschland hat sie besondere und ausführlichere Behand-
luug gefunden, da auch die deutsche Geschichte endlich in allen deutschen
Schulen zu ihrem Rechte gelangt ist.
Dem Vaterlande ist überhaupt die eingehendste Betrachtung und nach
der allgemeinen physischen Geographie und derjenigen Europas der erste Platz
eingeräumt.
Unter den Ländern Europas, sowie der anderen Erdtheile sind die-
jenigen ausführlicherer Behandlung gewürdigt, welche in näherer Beziehung
zu Deutschland stehen und von hervorragendem Einfluß auf die europäische
Geschichte und die Kulturentwickelung der Menschheit geworden sind.
Die beigegebenen Kartenproben haben einen mehrfachen Zweck. Sie
sollen die Gesetzmäßigkeit der Bildung eines Landes oder Theiles desselben
zur Anschauung bringen, wie sie in der Wiederkehr gewisser Distance-
Verhältnisse 2) zu Tage tritt, so die Karte von Europa, Italien,
1) Methodik des geographischen Unterrichts von Florenz Winkler.
2) Nicht gleichbedeutend mit der von Stößner n. A. empfohlenen „Normale".
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Extrahierte Personennamen: Florenz_Winkler
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europas Europas Deutschland Europa Italien
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und im Sommer ist das Meer kälter, während der Nacht und im Winter
wärmer als das Land. — Inseln, so wie Ländern, in welche das Meer
tief eingreift und ungehindert seine Dünste ihrem Inneren zusenden kann, theilt
das letztere seine gleichmäßigere Temperatur, wie gesagt, mehr oder weniger
mit. Solche Länder haben, wie z. B. Britannien, oft umwölkten Himmel
und Regen, und eben so mäßig warme Sommer als milde Winter, mit
einem Worte oceauisches Klima, während große Ländermassen, in welchen
dem Meere solcher Einfluß nicht gestattet ist, continentales Klima besitzen.
Daß auch das Land von Einfluß auf das Oeeanklima ist, versteht sich von
selbst (Afrika und das Mittelmeer); zwischen beiden besteht Wechselbeziehung.
Ferner wirkt auch Meer auf Meer und Land ans Land bestimmend ein.
Daß z. B. Europa Afrika so 'nahe liegt, ist auf das Klima des ersteren
von entschiedenem Einflüsse. (Wie so?)
Das Meer ist auch die unerschöpfliche Vorrathskammer für alle Eon-
tinentalwasser, Seen und Flüsse. Die vorsorgliche Natur verwandelt das
Salzwasser des Meeres in „süßes" für das Gedeihn der Pflanzen und
Thiere des Festlandes allein geeignetes. Die vom Meere herwehenden
Winde führen die in höhern und kälteru Luftregionen zu Wolken verdichteten
und dann erst sichtbar werdenden Wasserdünste herbei, die. als befruchten-
der Regen auf die durstende Erde niederträufeln.
§14. Regen und Winde.
Eine Folge der Kugelgestalt der Erde ist es, daß die Sonnenstrahlen
von sehr verschiedener Wirkung auf dieselbe sind. Abgleitend und in sehr
schräger Richtung fallen sie auf die den Polen nahe gelegenen Gegenden, so
daß sie hier in dem Boden nur zu sehr geringer Tiefe Wärme entwickeln
können; das ist schon weit mehr in den gemäßigten Zonen der Fall, wo die
Richtung der Sonnenstrahlen der senkrechten näher kommt; dauernd und am
stärksten aber ist die Wärmeentwickelung in den dem Aeqnator nahen Gegen-
den, auf denen während des ganzen Jahres mit geringer Abweichung die
Sonnenstrahlen senkrecht ruhen. Die Atmosphäre nimmt gleichzeitig an dieser
größeren oder geringeren Erwärmung der Erdoberfläche Theil. Da die
Wärme die Luft ausdehnt, die Kälte sie zusammenzieht, so muß selbstver-
ständlich die Luft iu der Nähe der Pole viel dichter sein als in der Nähe
des Aequators; daß wechselnd der eine Pol etwas mehr erwärmt ist als der
andere, ändert dies Verhältniß nicht wesentlich. Aehnlich wie in einem
geheizten Zimmer zwei Luftströme verschiedener Dichtigkeit in steter Bewegung
sich auszugleichen streben, so drängt die dichtere Luft aus den kältern Re-
gionen der Erde, von Nord und von Süd nach dem Aeguator; gepreßt von
beiden Seiten, steigt die heißere und weniger dichte Lust dieser Gegenden
in höhere Regionen und strömt oberhalb jener, allmälig mehr und mehr
sich abkühlend, ihrerseits vom Aequator nach den beiden Polen, .um von hier
den Kreislauf aufs Nene zu beginnen. So entsteht auf der nördlichen
Hemisphäre eine von Norden nach Süden, und auf der südlichen Hemisphäre
eine von Süden nach Norden gerichtete untere und eine entgegengesetzte
Schreiber, geogr. Lehrbuch. 3
4
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Extrahierte Ortsnamen: Britannien Oeeanklima Afrika Europa_Afrika Nord Polen
Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
I. Mathematische Geographie. >
tz l. Die Himmelskörper.
„Gehe hinaus und zähle die Sterne! Kannst du sie zählen?" — Wer
vermöchte es? Und wie schwer wird es uns zu denken, daß die Erde,
über der wir das Himmelsgewölbe ausgespannt sehen, um die sich am Tage
die strahlende Sonne in weitem Bogen und ebenso des Nachts der Mond
und all' die Sterne bewegen, auch nichts anderes als ein Stern an diesen?
Himmel, d. i. in dem unermeßlichen Welträume, ist, ja daß, dem Anscheine
widersprechend, die Sonne und die große Mehrzahl der Sterne ihre Stellung
zu einander nicht verändern, die Erde dagegen sich um die Sonne bewegt.
Und doch ist es so, wie die Astronomen (Sternkundige) es lehren. Die alten
Völker glaubten, daß die Erde unbeweglich im Mittelpunkte der Welt stehe,
und alle anderen Weltkörper sich um sie drehen. So lehrte es noch der
berühmte Astronom Ptolomäns, der 162 n. Chr. in Alexandrien starb.
Erst Kopernikus, der 1473 zu Thorn geboren und 1543 zu Frauenburg
gestorben, hat uns eines Bessern belehrt. Nach ihm dreht die Erde
sich sammt dem Monde und anderen Weltkörpern (Planeten) um die
Sonne. Diesen Lauf vollendet die Erde in einem Jahre, während sie
dabei sich um sich selbst wie um eine Axe dreht. Diese Ansicht wurde
von Johann Kepler, geb. in dem Dörfchen Magstatt bei der schwäbischen
Stadt Weil 1571, von Galilei, geb. 1 564 zu Pisa, der um derselben
willen eingekerkert wurde, durch deu Engländer Newton, geb. 1642, und
alle neueren Astronomen bestätigt und weiter ausgebildet.
Unter den Sternen am Himmel unterscheidet man solche, die ihre Lage
zu einander nicht (oder unmerklich wenig) verändern und selbst leuchten oder
eigenes Licht haben. Zu diesen sogenannten Fixsternen gehört auch die
Sonne, die nur deshalb viel größer erscheint als die anderen Sterne,
weil sie der der Erde zunächst stehende Fixstern ist. Die ungeheure Zahl
der Fixsterne, die man nach der Stärke ihres Lichtes in Sterne ersten,
zweiten, dritten u. s. w. Grades ^) eiutheilt, hat mau nach Beobachtungen
durch die größten Fernröhre auf 54 Millionen geschätzt ^), ungerechnet die dem
so bewaffneten Ange unsichtbar gebliebenen. Ihre Entfernung von der Erde
ist so ungeheuer, daß der — außer der Sonne — uns zunächst stehende
1) Dieser kann hier nur ein beschränkter Raum gestattet werden (f. Vorrede).
Ausführliche und vortreffliche Bearbeitung bietet die „Populäre Himmelskunde" von
A. Diesterweg, herausgegeben von F. Strübing.
2) Bis 6 Gr. mit bloßem Auge, 7 bis 10 Gr. mittelst Telescops unterscheidbare.
3) Littrow schätzt ihre Zahl sogar auf 1200 Millionen.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Kepler Johann Engländer_Newton A._Diesterweg F._Strübing
Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
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Aequatorialwinde". In der nördlichen gemäßigten Zone herrschen zwei
Winde, der West- und Südwestwind, und der Ost- und Nordostwind vor.
Die erstereu, bis nach dem nördlichen Norwegen spürbar, sind für Europa
durch ihre Feuchtigkeit und milde Temperatur von dem segnend-
sten Einflüsse. Während Labrador in Eis starrt, giebt es in dem unter
gleichen Breitengraden liegenden südlichen Norwegen und Schweden und west-
lichen Rußland noch blühende Gärten und Getreidefelder. Die Nordost-
winde aber, vorzugsweise über nördliche Continente wehend, sind natürlich
sür Europa trocken und kalt; sie sind namentlich auch in Nord-Amerika
fühlbar, wo kein bedeutendes Gebirge im Norden und Osten sich ihnen
entgegengestellt; nur sind sie dort, weil über das Meer wehend, feucht.
Herrschten die letztern dauernd in einem Lande der nördlichen Erdhälfte, so
würde dies stete Unfruchtbarkeit zur Folge haben; die erstern würden, wären
sie stetig, durch zu große Feuchtigkeit ebenfalls die Ernte vernichten. In
dem Wechsel zwischen beiden liegt das Glück dieser Länder.
Von Wärme und Regen hängt die Fruchtbarkeit des Bodens ab, und
die Winde sind es, die den letztern ihm zuführen. Wo die Winde regel-
mäßiger sind, da ist natürlich auch der Regen an eine bestimmte Zeit
gebunden. Die Tropenländer kennen uuseru Wechsel der Jahreszeiten nicht,
sie haben trockne und Regenzeit. Erst wenn dort die Sonne dem Zenith
naht, also der senkrechten Stellung über ihnen, beginnt der vorher tiefblaue
Himmel sich allmälig mit Wolken zu bedecken, und endlich gießen gewaltige
Regenschauer, von den heftigsten Gewitterstürmen begleitet, anfangs in
rascher Folge, dann unaufhörlich nieder. Dabei herrscht eine fo furchtbare
Hitze, daß der Mensch schlaff und niedergeschlagen und für die dort an sich
einheimischen Fieber empfänglicher wird; die Pflanzen aber entfalten sich in
wundersamer Fülle, und selbst öde Wüsten bedecken sich auf Monate mit
üppigem Grün. Allmälig entfernt sich die Sonne, die Wolken verschwinden
und der Himmel prangt wieder in ungetrübtem Blau, bis die Sonne auf
ihrem Rückwege von dem Wendekreise zum zweiten Mal in dem Ort inner-
halb der Wendekreise jene Regenzeit mit sich führt.
In Ostindien ist die Regenzeit abhängig von den Monsuns, so daß
sie auf der Westseite zur Zeit des Südwest-Monsuns eintritt, während die
Ostseite ihre trockne Jahreszeit hat, und umgekehrt.
Die Regenzeit der Tropenzone dauert nur wenige Wochen; dennoch ist die
Menge des Regens imganzen weit beträchtlicher (der tropischenhitze entsprechend),
als in den gemäßigten Zonen, obgleich in diesen die Zahl der sonnigen Tage
weit geringer ist. Beneiden wir deshalb die Bewohner jener Zonen nicht;
das gemäßigte Klima ist das für die Entwicklung des Menschen geeignetste. —
Welche Wirkung jene furchtbaren Regengüsse auf die Flüsse und deren Um-
gebuug üben müssen, läßt sich denken. Die Ströme schwellen in kurzer Zeit,
und verwandeln die ausgedehntesten Ebenen — der Orinoeo, der Amazonen-
ström, selbst der Nil aus demselben Grunde — in große Binnenmeere. —
Man darf sich übrigens nicht denken, daß während der regenlosen Zeit die
Luft jener Länder sehr trocken sei; sie ist im Gegentheil fortwährend mit
Wasserdunst gesättigt. Wie wäre sonst eine so riesige Entfaltung der Pflanzen,
3 *
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Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Europa Norwegen Schweden Europa Nord-Amerika Ostindien
Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
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Alten Welt? (Wie so?) Warum hat Europa allein gar keine Wüste?
Welcher ist der wasserreichste Continent der heißen, und welcher der ge-
mäßigten Zone? In welchem Continent finden sich die schroffsten Gegen-
sähe zwischen Dürre und Nässe? Welcher Erdtheil verbindet am meisten
Ocean- und Continentalklima?
Tie südlichen Halbinseln Asiens (wie heißen sie?) und die südlich von
ihnen gelegenen großen Inseln (Namen?) vereinigen auf das vollständigste
den Ocean- und Landcharakter der Tropen, daher übertrifft ihre Vegetation
an Ueppigkeit und Zauber die aller andern Länder. Hier gedeiht die
Fächerpalme mit Blättern von 16 Fuß Breite und 40 Fuß Umfang;
hier der wunderbare Banianenbaum, welcher mit seinen hundert und aber
hundert Zweigen immer anss Neue Wurzel faßt, bis ein einziger Baum zu
einem ganzen Walde von Bäumen geworden ist; hier die größte Blume der
Welt — die Rafflefia, deren gewaltige Corolle zehn Fuß Umfang hat;
hier die feinsten und stärksten Gewürze: Zimmet, Pfeffer, Muskatnuß 2c.;
hier die Könige des Thierreichs, hier die edelsten Mineralien. Aber der
Mensch auch? O nein, der lebt dort in Unwissenheit und Barbarei,'wie in
Afrika; für seine geistige Entwickelung ist Europa das gesegnetste Land der Erde.
§ 15. Bewegungen des Meeres.
Ist in dem Vorhergesagten vorzugsweise von dem Einflüsse des Meeres
auf das feste Land die Rede, so wird nun noch des umgekehrten Verhältnisses
gedacht werden müffen. Der Einfluß des Festlandes auf das Meer besteht
hauptsächlich darin, daß es die Bewegung desselben regelt und bestimmt.
Denn auch der Ocean hat seine Bewegung. In der Tiefe des Meeres
herrscht Grabesstille, die durch keinen Sturm unterbrochen wird; auf der
Oberfläche aber ruft der Wiud die Welleu hervor je nach seiner Stärke,
von 6 — 32 Fuß Höhe, in Brandungen aber bis 100 Fuß und mehr.
Sonne und Mond bewirken durch ihre Anziehung ein zweimal täglich wieder-
kehrendes Steigen und Sinken des Meeres, Flut und Ebbe. Die Fluthöhe
wächst von den Tropen nach den Mittlern Breitengraden, in jenen um 3 Fuß,
an der Küste von Portugal um 10 Fuß, an der Westküste vou Frankreich
um 18 Fuß u. s. w., und nimmt nach den Polen zu wieder ab. Die
Springfluten (zur Zeit des Vollmonds) erreichen an der Nord-Amerikanischen
Ostküste 60 — 70 Fuß. Die Ostküsten haben überhaupt stärkere Flut, weil
die Flutwelle mit dem Monde (und der Sonne) von Osten nach Westen
wandert*). Tie wichtigsten Bewegungen des Meeres sind aber
die Strömungen ^). Wie die Luft wird das Wasser durch die Wärme aus-
gedehnt und durch die Kälte zusammengezogen und verdichtet. Das kältere
und eben dadurch schwerere Wasser der Polarmeere strebt beständig das
wärmere und leichtere, stark verdunstende der heißen Meereszone zu er-
1) Eine ausführliche Besprechung ist nicht räthlich, weil ihre Entstehung eine sehr
compücirte, nicht blos durch den Mond und die verschiedenen Standpunkte der Sonne,
sondern auch durch Localverhältnisse, die Beschaffenheit der Küste ic. bedingt ist.
2) S. Karte Iii.
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TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Continentalklima Asiens Afrika Europa Portugal Frankreich Polen Nord-Amerikanischen
Ostküste
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13
die Schwung oder Fliehkraft und die Schwer- oder Anziehungskraft. In
Folge der letzteren zieht ein Körper den anderen an, und zwar nach Ver-
hältniß ihrer Größe mehr oder weniger. Wirkte nun diese letzte allein, so
würden die größeren die kleineren an sich ziehen; könnte aber eiu Körper
uur der erstereu folgen, so würde er unaufhörlich in gerader Linie fortrollen.
Durch das Zusammenwirken beider werden beide beschränkt und die Bahnen
der Planeten bestimmt. Diese Erklärung ist freilich nur „eiu Nothbehelf
der Vorstellung". Andere neuere Forscher, wie Spiller, behaupten, daß
die Sonne gleich einem Magneten von einem elektrischen Strome umkreist sei,
welcher die Umdrehung bewirke.
§ 2. Der Mond, Kometen.
Die dritte Klasse der Weltkörper sind die Monde, Trabanten oder
Begleiter mancher Planeten.
Auch die Erde hat einen solchen Mond, der mit seinem freundlichen
Lichte ihre Nächte erhellt. Sein Durchmesser beträgt 468 Meilen (den wie
vielten Theil des Erddurchmessers?), seine Masse 1iss der Erde, seine Dich-
tigkeit die dreifache des Wassers, seine mittlere Entfernung von der Erde
51,829 Meilen. Etwa 400 mal die Entfernung des Mondes von der Erde
ist gleich der Entfernung der Erde von der Sonne. Er bewegt sich in 27 Tagen
7 Stunden und 43x/5 Minuten um die Erde. Diese Umlaufszeit, nach deren
Beendigung der Mond uns wieder bei demselben Fixsterne erscheint, heißt
die periodische oder siderische. Da aber die Erde selbst, während der
Mond sich um sie dreht, durch einen beträchtlichen Theil ihrer Bahn um die
Sonne fortrückt, fo bedarf der Mond noch weiterer 2 Tage und 5 Stunden,
ehe er seine frühere Stellung zu derselben wieder erlangt, ähnlich wie
der Minutenzeiger einer Uhr etwas länger als eine Stunde laufen muß, ehe
er wieder über dem Stundenzeiger steht. Die Zeit dieses Umlaufs, die
synodische, beträgt also 29 Tage 12 Stunden 44 Minuten. Der eigen-
thümliche Umlauf des Mondes ist die Ursache, daß er uns in verschiedenen
wechselnden Lichtgestalten oder Mondphasen erscheint. Der Mond kehrt uns
nämlich während seines Umlaufs um die Erde stets dieselbe Seite zu und
dreht sich also während desselben nur einmal um seine Axe. Denken wir
uns Sonne, Mond und Erde zunächst in einer geraden Linie, also den Mond
zwischen Erde und Sonne stehend, so ist es klar, daß nur die der Erde ab-
und der Sonne zugekehrte Seite von dieser erleuchtet ist und daß wir also
nur die dunkle Seite des Mondes erblicken. Wir sagen dann: wir haben
Neumond. Nach ungefähr 14 Tagen steht die Erde zwischen Sonne und
Mond, doch meist so, daß die Erde den Mond nicht verdeckt (in welchem
Falle Mondfinsterniß sein würde); dann sehen die Erdbewohner die ganze
in der vorigen Stellung unerleuchtete Scheibe nunmehr erleuchtet; wir haben
Vollmond. Denken wir Sonne, Erde und Mond in einem rechten Winkel
stehend, die Erde im Scheitelpunkte desselben, so ist klar, daß wir nur die
Hälfte der erleuchteten Seite desselben erblicken, also ein Viertel, das erste
oder letzte Viertel, je nachdem wir den Mond links oder rechts von der
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TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
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Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
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zusammenhängender werden und eine vollständige und immer weiter sich aus-
dehnende Vereisung derselben eintreten. (Man erinnere sich hier wieder an
das in § 4 über die Stellung der Erdachse Gesagte). — Die Polar-
strömungen des Atlantischen Oceans machen sich mit ihrem erkaltenden
Einflüsse besonders an den Küsten Nord-Amerikas bemerkbar.
Diese Riesenströme des Meeres, gegen die auch die mächtigsten Eon-
tinentalströme nichts sind, dienen sicher mit dazu, das Meer vor Fäuluiß zu
bewahren. Von größter Wichtigkeit sind sie für den Verkehr der
Nationen. (Wie so?)
§ 16. Müsse und Seen.
Ebenso wichtig wie jene Straßen des Meeres für den »überseeischen
Verkehr, sind die Flüsse für den Verkehr auf dem Lande; sie verbreiten
das Leben durch dasselbe wie das Blut im menschlichen Körper. Wie ent-
steht ein Fluß? s. Regen und Winde. Von der Quelle bis zur Mündung,
welches Leben! (Eine eingehende Schilderung ist bei der Besprechung des
Rheins gegeben.) Wovon hängt der raschere oder langsamere Lauf derselben
ab? Wo können nur sehr große Ströme sich bilden? Wo, in welchen
Continenten ist dies der Fall? In welchen nicht? Warum hat das West-
liche Europa nur Flüsse geringerer Ausdehnung aufzuweisen? Warum das
das östliche größere? Was ist von dem Verhältniß ihrer Geschwindigkeit
zu sagen? Wodurch wird die Richtung der Flüsse im Allgemeinen bedingt?
Wodurch unterscheiden sich in dieser Beziehung die Flüsse Europas? und
diejenigen Asiens? Warum folgen sie dieser Richtung? Welchen Oceanen
fließen viele Ströme zu? Welchen wenig? Woher diese Erscheinung? —
Für den Verkehr ist es von Wichtigkeit, ob ein Fluß in ziemlich gerader
oder sehr gekrümmter Linie seinen Lauf verfolgt, und was für Gegenden er
durchfließt. Warum sind die Flüsse Sibiriens, obschon groß, für den Ver-
kehr ohne Bedeutung? Vergleiche die größten Flüsse der Continente in
Bezug auf ihre Längenansdehnung. Den schon bekannten größten Strömen
Amerikas ^) ist in den übrigen Erdtheilen kein anderer gleich. Der Jan-
tse-Kiang in China ist 700 Meilen, die Wolga in Europa 450, die
Donau 380, der Nil in Aegypten über 600, der Ganges in Ostindien
420 Meilen lang. Nicht minder reich ist Amerika mit Seen versehen,
reicher als Europa und Asien. — Flüsse sind die Hauptbedingungen des
Wohlstandes. Worin liegt der befruchtende Einfluß der Flüsse? Die am
besten bewässerten Länder der Erde können die meisten Bewohner (Menschen)
ernähren. Warum?
1) Amazonenstrom 770 Meilen, Jenisei 700 Meilen,
Missisippi 890 „ Lena 600
La Plata 480 „ Enphrat 370
Orinoco 340 „
St. Lorenzo 450 „
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Extrahierte Personennamen: 370
Orinoco
Extrahierte Ortsnamen: § Rheins Europa Europas Asiens Sibiriens Amerikas China Europa Donau Ostindien Amerika Europa Asien