Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts - S. 5

1876 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
Vorrede Die Erde ist, wie schon Strabo erkannt, ein Organismus und als Glied des Weltalls wie als Einzelwesen, in ihrem inneren Bau und ihren äußeren Formen, sowie iu den Aeußeruugen und Erscheinungen ihres Lebens ewigen Gesetzen unterworfen. Sie gleicht dem Geist, den Göthe Faust erscheinen und sagen läßt: In Lebensfluten, im Thatensturm Wall' ich, auf und ab, Wehe hin und her! Geburt und Grab, Ein ewiges Meer, Ein wechselnd Weben, Ein glühend Leben, So schaff' ich am sausenden Webstuhl der Zeit Und webe der Gottheit lebendiges Kleid. Dieser „Geist der Erde", ihr Leben und Weben, die ganze Reihe gegen- seitiger Wirkungen ihrer Elemente und Kräfte, die Wechselbeziehungen zwischen unorganischer und organischer Natur mit Einschluß des Menschen, das ist nach dem Stande der heutigen Wissenschast das Unterrichtsobjeet der Geo- graphie, der Erdkunde im Geiste Ritter's und Humboldt's. Nur so gefaßt, ist sie, wie Kapp sagt, „eine sichere, d. i. die sichernde Grundlage anderer Wissenschaften". Die Wissenschaft unserer Tage hat ihr aber noch ein früher wenig beachtetes Moment hinzugefügt, die Geologie. „Beide Lehren", sagt Cotta, „die Geologie und die Geographie, sind auf's engste verbunden und in dieser Verbindung ein sehr wichtiges Element für die Staatenkunde".

2. Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts - S. 31

1876 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
31 fettige Einwirkung der festen und flüssigen Grundfläche und der lnftförmigen Hülle ist die Welt, in welcher das Leben der Pflanzen und Thiere und unser eigenes gedeiht." Die der Erd- oberfläche zunächst befindliche Luft ist weit dichter als die entfernteren Schichten derselben, und ihre Dichtigkeit nimmt so ab, daß sie in einer Höhe von 4550 m. (also etwa auf dem Montblanc) nur noch halb so dicht ist. Unserm Auge erscheint das Luftmeer als ein großes blaues Gewölbe, denn die Luft ist nach den neueren Ansichten wirklich blau, ob auch sehr zart und in der Nähe nicht bemerkbar, sondern erst in der Masse sich geltend machend. Ohne Luft würde der Himmel vollkommen schwarz er- scheinen und das Heer der Sterne bei Tage sichtbar sein. Auf einem hohen Berge erscheint der Himmel weniger blau. — Die Luft auf hohen Bergen ist nicht blos feiner, sondern auch kälter als die niederen Schichten. Die Sonne, die Spenderin des Lichtes und der Wärme, sendet ihre Strahlen durch die Luft bis zu ihrer Grundfläche herab; diese unmittelbare Erwär- mung derselben ist jedoch nur unbedeutend, viel intensiver dagegen die Wärme, welche die Sonne auf der Oberfläche der Erde und des Meeres entwickelt und welche der Lust sich mittheilt. Diese der Luft innewohnende und wie- dernm auf den Boden rückwirkende Wärme, sowie alle durch Störung des Gleichgewichts in der Atmosphäre hervorgerufenen Veränderungen nennen wir Klima. Im Allgemeinen durch die nach den verschiedenen Breiten- graden verschiedene Wärmeentwickelung bedingt (mathematisches Klima), wird dasselbe durch die verschiedene Beschaffenheit und Erhebung des Bodens, durch die Einwirkung des Meeres, durch die Richtung der Gebirge ze. wesentlich verändert und bestimmt, wie dies in den nachfolgenden Ab- schnitten dargelegt wird. § 13. Das Meer. Verhalten des Meeres und des Landes zur Sonne. Klima. Einfluß des Meeres auf das Land. Alle Mannichfaltigkeit und Abwechselung, die dem Lande Reiz und Leben leiht, verschwindet, sobald wir das Meer betreten, von dem wir wegen der Kugelgestalt der Erde immer nur einen Kreis von 10 bis 12 Meilen Durchmesser, aber bei der Größe der Erde, trotz ihrer Kugelgestalt, als wagrechte Fläche überblicken. Streng genommen giebt es nur ein Weltmeer, eine große zusammen- hängende und in steter Bewegung befindliche Wassermasse; es ist aber ein altes Herkommen, fünf Weltmeere zu unterscheiden, wie früher angegeben. Die Eismeere sind, wie dies der Name sagt, den größten Theil des Jahres hindurch mit Eis bedeckt, und die noch jetzt verbreitete Annahme, daß um den Nordpol selbst ein vom Eise freies Meer woge, gehört wahrscheinlich in das Reich der Traumgebilde. Nur in der wärmern Jahreszeit thanen die Eismassen zum Theil und treiben in eolossaler Ausdehnung und ost wunderlicher Gestalt gegen Süden, oft ziemlich weit, beim Brechen einen

3. Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts - S. 32

1876 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
32 meilenweit hörbaren dumpfen Knall von sich gebend. Scharf wie Glas an der Sprungfläche, zerschneiden sie die Seitenwand eines Schiffes wie eine Säge. Wallfisch- und Heringsfang und Pelzhandel, sowie der Trieb der Forschung locken den Menschen auch in diese unwirklichen Meere. Die Eismassen des südlichen Eismeeres haben eine noch größere Aus- dehnung als die des nördlichen. Das für uns wichtigste aller Meere ist das Atlantische, so genannt von dem mythischen Lande Atlantis, das westlich von Afrika liegen sollte. Der Atlantische Ocean bildet die Brücke zwischen der alten und neuen Welt. „Er war bestimmt, den Schauplatz der Welt- geschichte, als das mittelländische Meer für sie zu enge wurde (siehe Europa), unendlich zu erweitern." Von dem Wasser des Landes, dem „süßen", unterscheidet das Meer- Wasser sich hauptsächlich durch seine meist blaugrüne Farbe, seine größere Durchsichtigkeit, die es gestattet bei ziemlicher Tiefe die Fische sich durch deu Wald von Wasserpflanzen und zwischen den Korallen hindurch bewegen zu sehen, und durch seinen bitter-salzigen Geschmack. Der Salzgehalt be- trägt durchschuittlich 2 Loth auf das Pfund. (Vergleiche Europa: das Mittelmeer und die Ostsee, § 19.) Dies genügt, um es ungenießbar zu machen. Dichter und schwerer als das Flußwasser, vermag es natürlich auch verhältnißmäßig größere Lasten zu tragen. Je größer der Salzgehalt des Meeres, desto weniger leicht gefriert es auch. Das Meer ist von dem höchsten Einflüsse auf das Land. Nicht blos den Verkehr des letztern nach Außen bedingt es, sondern auch sein Klima, seine Bewässerung, seine Fruchtbarkeit, seine Prodncte hängen wesentlich von ihm ab. Die wohlthätige Sonne erwärmt Land und Meer; beide saugen begierig ihre Strahlen ein; aber während rasch ein Theil des Bodens dem unter und neben ihm liegenden die empfangene Wärme mittheilt, besitzt das Wasser nur geringe Fortleitnngssähigkeit; ja durch die mit der steigenden Wärme sich steigernde Verdunstung des Wassers selbst entweicht sie zum Theil wieder, und überdies wird durch die Beweguug des Meeres stets das kältere Wasser der tiefern Schichten nach der Ober- fläche geführt, wodurch das Ansammeln von Wärme gleichfalls fortwährend gestört wird. Deshalb nimmt das Land, d. h. der Continent, bei starker und andauernder Sonnenwärme einen weit höhern Wärmegrad an als das Meer. Aber ebenso rasch strahlt der Boden auch die empfangene Wärme wieder aus, wozu die Unebenheiten desselben wesentlich beitragen. Das Meer dagegen kühlt sich ebenso langsam ab, als es erwärmt wird, und erhält und bewahrt sich dadurch einen beständigen, gemäßigten Charakter, den es auch der Luft und dem naheliegenden Lande mittheilt. Durch diese aus dem Meere und dem Continente verschiedene Wärmeentwickelung bildet sich für beide auch ein verschiedenes Klima, und der Luftoeean übernimmt dabei die Vermittlung. Daraus ^ergiebt sich, daß große, den Einflüssen des Meeres fern lie- gende Länderstrecken, wie z. B. Mittelasien, ein ini Sommer ebenso heißes, als im Winter eisiges Klima mit raschem Temperaturwechsel besitzen müssen. Dies ist mehr oder weniger bei allen Continenten der Fall. — Bei Tage

4. Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts - S. 7

1876 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
Nur noch einige Worte über die Anlage des Buches und die demselben beigegebenen Kartenproben. Der an geistbildenden Elementen besonders reichen physischen Geographie ist die umfassendste Behandlung zu Theil geworden. In der mathematischen ist vorzüglich das hervorgehoben, was zum Verständniß jener nothwendig ist. Die politische Geographie, mehr oder weniger interesselos und der bildenden Elemente entbehrend, wenn ihr die natürlichen Grundlagen, die innigen Beziehungen derselben zu den Physischen Verhältnissen des Landes, einschließlich der geognostischen, und der geschichtlichen Entwickelung des Volkes fehlen, sucht jenen Zusammenhang überall möglichst an das Licht treten zu lassen, „trockene fragmentarische historische Ueberblicke", als (nach Prange) in der Luft schwebend, verschmähend, aber „was geographisch den Gang der Ge- schichte bestimmt und erläutert und was geschichtlich die Wechselwirkung der geographischen Elemente erklärt"^), sorglich beachtend. Bei allen außer- deutschen Ländern schließt sich die politische Geographie der physischen nn- mittelbar an; für Deutschland hat sie besondere und ausführlichere Behand- luug gefunden, da auch die deutsche Geschichte endlich in allen deutschen Schulen zu ihrem Rechte gelangt ist. Dem Vaterlande ist überhaupt die eingehendste Betrachtung und nach der allgemeinen physischen Geographie und derjenigen Europas der erste Platz eingeräumt. Unter den Ländern Europas, sowie der anderen Erdtheile sind die- jenigen ausführlicherer Behandlung gewürdigt, welche in näherer Beziehung zu Deutschland stehen und von hervorragendem Einfluß auf die europäische Geschichte und die Kulturentwickelung der Menschheit geworden sind. Die beigegebenen Kartenproben haben einen mehrfachen Zweck. Sie sollen die Gesetzmäßigkeit der Bildung eines Landes oder Theiles desselben zur Anschauung bringen, wie sie in der Wiederkehr gewisser Distance- Verhältnisse 2) zu Tage tritt, so die Karte von Europa, Italien, 1) Methodik des geographischen Unterrichts von Florenz Winkler. 2) Nicht gleichbedeutend mit der von Stößner n. A. empfohlenen „Normale".

5. Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts - S. 33

1876 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
33 und im Sommer ist das Meer kälter, während der Nacht und im Winter wärmer als das Land. — Inseln, so wie Ländern, in welche das Meer tief eingreift und ungehindert seine Dünste ihrem Inneren zusenden kann, theilt das letztere seine gleichmäßigere Temperatur, wie gesagt, mehr oder weniger mit. Solche Länder haben, wie z. B. Britannien, oft umwölkten Himmel und Regen, und eben so mäßig warme Sommer als milde Winter, mit einem Worte oceauisches Klima, während große Ländermassen, in welchen dem Meere solcher Einfluß nicht gestattet ist, continentales Klima besitzen. Daß auch das Land von Einfluß auf das Oeeanklima ist, versteht sich von selbst (Afrika und das Mittelmeer); zwischen beiden besteht Wechselbeziehung. Ferner wirkt auch Meer auf Meer und Land ans Land bestimmend ein. Daß z. B. Europa Afrika so 'nahe liegt, ist auf das Klima des ersteren von entschiedenem Einflüsse. (Wie so?) Das Meer ist auch die unerschöpfliche Vorrathskammer für alle Eon- tinentalwasser, Seen und Flüsse. Die vorsorgliche Natur verwandelt das Salzwasser des Meeres in „süßes" für das Gedeihn der Pflanzen und Thiere des Festlandes allein geeignetes. Die vom Meere herwehenden Winde führen die in höhern und kälteru Luftregionen zu Wolken verdichteten und dann erst sichtbar werdenden Wasserdünste herbei, die. als befruchten- der Regen auf die durstende Erde niederträufeln. §14. Regen und Winde. Eine Folge der Kugelgestalt der Erde ist es, daß die Sonnenstrahlen von sehr verschiedener Wirkung auf dieselbe sind. Abgleitend und in sehr schräger Richtung fallen sie auf die den Polen nahe gelegenen Gegenden, so daß sie hier in dem Boden nur zu sehr geringer Tiefe Wärme entwickeln können; das ist schon weit mehr in den gemäßigten Zonen der Fall, wo die Richtung der Sonnenstrahlen der senkrechten näher kommt; dauernd und am stärksten aber ist die Wärmeentwickelung in den dem Aeqnator nahen Gegen- den, auf denen während des ganzen Jahres mit geringer Abweichung die Sonnenstrahlen senkrecht ruhen. Die Atmosphäre nimmt gleichzeitig an dieser größeren oder geringeren Erwärmung der Erdoberfläche Theil. Da die Wärme die Luft ausdehnt, die Kälte sie zusammenzieht, so muß selbstver- ständlich die Luft iu der Nähe der Pole viel dichter sein als in der Nähe des Aequators; daß wechselnd der eine Pol etwas mehr erwärmt ist als der andere, ändert dies Verhältniß nicht wesentlich. Aehnlich wie in einem geheizten Zimmer zwei Luftströme verschiedener Dichtigkeit in steter Bewegung sich auszugleichen streben, so drängt die dichtere Luft aus den kältern Re- gionen der Erde, von Nord und von Süd nach dem Aeguator; gepreßt von beiden Seiten, steigt die heißere und weniger dichte Lust dieser Gegenden in höhere Regionen und strömt oberhalb jener, allmälig mehr und mehr sich abkühlend, ihrerseits vom Aequator nach den beiden Polen, .um von hier den Kreislauf aufs Nene zu beginnen. So entsteht auf der nördlichen Hemisphäre eine von Norden nach Süden, und auf der südlichen Hemisphäre eine von Süden nach Norden gerichtete untere und eine entgegengesetzte Schreiber, geogr. Lehrbuch. 3 4

6. Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts - S. 9

1876 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
I. Mathematische Geographie. > tz l. Die Himmelskörper. „Gehe hinaus und zähle die Sterne! Kannst du sie zählen?" — Wer vermöchte es? Und wie schwer wird es uns zu denken, daß die Erde, über der wir das Himmelsgewölbe ausgespannt sehen, um die sich am Tage die strahlende Sonne in weitem Bogen und ebenso des Nachts der Mond und all' die Sterne bewegen, auch nichts anderes als ein Stern an diesen? Himmel, d. i. in dem unermeßlichen Welträume, ist, ja daß, dem Anscheine widersprechend, die Sonne und die große Mehrzahl der Sterne ihre Stellung zu einander nicht verändern, die Erde dagegen sich um die Sonne bewegt. Und doch ist es so, wie die Astronomen (Sternkundige) es lehren. Die alten Völker glaubten, daß die Erde unbeweglich im Mittelpunkte der Welt stehe, und alle anderen Weltkörper sich um sie drehen. So lehrte es noch der berühmte Astronom Ptolomäns, der 162 n. Chr. in Alexandrien starb. Erst Kopernikus, der 1473 zu Thorn geboren und 1543 zu Frauenburg gestorben, hat uns eines Bessern belehrt. Nach ihm dreht die Erde sich sammt dem Monde und anderen Weltkörpern (Planeten) um die Sonne. Diesen Lauf vollendet die Erde in einem Jahre, während sie dabei sich um sich selbst wie um eine Axe dreht. Diese Ansicht wurde von Johann Kepler, geb. in dem Dörfchen Magstatt bei der schwäbischen Stadt Weil 1571, von Galilei, geb. 1 564 zu Pisa, der um derselben willen eingekerkert wurde, durch deu Engländer Newton, geb. 1642, und alle neueren Astronomen bestätigt und weiter ausgebildet. Unter den Sternen am Himmel unterscheidet man solche, die ihre Lage zu einander nicht (oder unmerklich wenig) verändern und selbst leuchten oder eigenes Licht haben. Zu diesen sogenannten Fixsternen gehört auch die Sonne, die nur deshalb viel größer erscheint als die anderen Sterne, weil sie der der Erde zunächst stehende Fixstern ist. Die ungeheure Zahl der Fixsterne, die man nach der Stärke ihres Lichtes in Sterne ersten, zweiten, dritten u. s. w. Grades ^) eiutheilt, hat mau nach Beobachtungen durch die größten Fernröhre auf 54 Millionen geschätzt ^), ungerechnet die dem so bewaffneten Ange unsichtbar gebliebenen. Ihre Entfernung von der Erde ist so ungeheuer, daß der — außer der Sonne — uns zunächst stehende 1) Dieser kann hier nur ein beschränkter Raum gestattet werden (f. Vorrede). Ausführliche und vortreffliche Bearbeitung bietet die „Populäre Himmelskunde" von A. Diesterweg, herausgegeben von F. Strübing. 2) Bis 6 Gr. mit bloßem Auge, 7 bis 10 Gr. mittelst Telescops unterscheidbare. 3) Littrow schätzt ihre Zahl sogar auf 1200 Millionen.

7. Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts - S. 35

1876 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
35 Aequatorialwinde". In der nördlichen gemäßigten Zone herrschen zwei Winde, der West- und Südwestwind, und der Ost- und Nordostwind vor. Die erstereu, bis nach dem nördlichen Norwegen spürbar, sind für Europa durch ihre Feuchtigkeit und milde Temperatur von dem segnend- sten Einflüsse. Während Labrador in Eis starrt, giebt es in dem unter gleichen Breitengraden liegenden südlichen Norwegen und Schweden und west- lichen Rußland noch blühende Gärten und Getreidefelder. Die Nordost- winde aber, vorzugsweise über nördliche Continente wehend, sind natürlich sür Europa trocken und kalt; sie sind namentlich auch in Nord-Amerika fühlbar, wo kein bedeutendes Gebirge im Norden und Osten sich ihnen entgegengestellt; nur sind sie dort, weil über das Meer wehend, feucht. Herrschten die letztern dauernd in einem Lande der nördlichen Erdhälfte, so würde dies stete Unfruchtbarkeit zur Folge haben; die erstern würden, wären sie stetig, durch zu große Feuchtigkeit ebenfalls die Ernte vernichten. In dem Wechsel zwischen beiden liegt das Glück dieser Länder. Von Wärme und Regen hängt die Fruchtbarkeit des Bodens ab, und die Winde sind es, die den letztern ihm zuführen. Wo die Winde regel- mäßiger sind, da ist natürlich auch der Regen an eine bestimmte Zeit gebunden. Die Tropenländer kennen uuseru Wechsel der Jahreszeiten nicht, sie haben trockne und Regenzeit. Erst wenn dort die Sonne dem Zenith naht, also der senkrechten Stellung über ihnen, beginnt der vorher tiefblaue Himmel sich allmälig mit Wolken zu bedecken, und endlich gießen gewaltige Regenschauer, von den heftigsten Gewitterstürmen begleitet, anfangs in rascher Folge, dann unaufhörlich nieder. Dabei herrscht eine fo furchtbare Hitze, daß der Mensch schlaff und niedergeschlagen und für die dort an sich einheimischen Fieber empfänglicher wird; die Pflanzen aber entfalten sich in wundersamer Fülle, und selbst öde Wüsten bedecken sich auf Monate mit üppigem Grün. Allmälig entfernt sich die Sonne, die Wolken verschwinden und der Himmel prangt wieder in ungetrübtem Blau, bis die Sonne auf ihrem Rückwege von dem Wendekreise zum zweiten Mal in dem Ort inner- halb der Wendekreise jene Regenzeit mit sich führt. In Ostindien ist die Regenzeit abhängig von den Monsuns, so daß sie auf der Westseite zur Zeit des Südwest-Monsuns eintritt, während die Ostseite ihre trockne Jahreszeit hat, und umgekehrt. Die Regenzeit der Tropenzone dauert nur wenige Wochen; dennoch ist die Menge des Regens imganzen weit beträchtlicher (der tropischenhitze entsprechend), als in den gemäßigten Zonen, obgleich in diesen die Zahl der sonnigen Tage weit geringer ist. Beneiden wir deshalb die Bewohner jener Zonen nicht; das gemäßigte Klima ist das für die Entwicklung des Menschen geeignetste. — Welche Wirkung jene furchtbaren Regengüsse auf die Flüsse und deren Um- gebuug üben müssen, läßt sich denken. Die Ströme schwellen in kurzer Zeit, und verwandeln die ausgedehntesten Ebenen — der Orinoeo, der Amazonen- ström, selbst der Nil aus demselben Grunde — in große Binnenmeere. — Man darf sich übrigens nicht denken, daß während der regenlosen Zeit die Luft jener Länder sehr trocken sei; sie ist im Gegentheil fortwährend mit Wasserdunst gesättigt. Wie wäre sonst eine so riesige Entfaltung der Pflanzen, 3 *

8. Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts - S. 37

1876 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
37 Alten Welt? (Wie so?) Warum hat Europa allein gar keine Wüste? Welcher ist der wasserreichste Continent der heißen, und welcher der ge- mäßigten Zone? In welchem Continent finden sich die schroffsten Gegen- sähe zwischen Dürre und Nässe? Welcher Erdtheil verbindet am meisten Ocean- und Continentalklima? Tie südlichen Halbinseln Asiens (wie heißen sie?) und die südlich von ihnen gelegenen großen Inseln (Namen?) vereinigen auf das vollständigste den Ocean- und Landcharakter der Tropen, daher übertrifft ihre Vegetation an Ueppigkeit und Zauber die aller andern Länder. Hier gedeiht die Fächerpalme mit Blättern von 16 Fuß Breite und 40 Fuß Umfang; hier der wunderbare Banianenbaum, welcher mit seinen hundert und aber hundert Zweigen immer anss Neue Wurzel faßt, bis ein einziger Baum zu einem ganzen Walde von Bäumen geworden ist; hier die größte Blume der Welt — die Rafflefia, deren gewaltige Corolle zehn Fuß Umfang hat; hier die feinsten und stärksten Gewürze: Zimmet, Pfeffer, Muskatnuß 2c.; hier die Könige des Thierreichs, hier die edelsten Mineralien. Aber der Mensch auch? O nein, der lebt dort in Unwissenheit und Barbarei,'wie in Afrika; für seine geistige Entwickelung ist Europa das gesegnetste Land der Erde. § 15. Bewegungen des Meeres. Ist in dem Vorhergesagten vorzugsweise von dem Einflüsse des Meeres auf das feste Land die Rede, so wird nun noch des umgekehrten Verhältnisses gedacht werden müffen. Der Einfluß des Festlandes auf das Meer besteht hauptsächlich darin, daß es die Bewegung desselben regelt und bestimmt. Denn auch der Ocean hat seine Bewegung. In der Tiefe des Meeres herrscht Grabesstille, die durch keinen Sturm unterbrochen wird; auf der Oberfläche aber ruft der Wiud die Welleu hervor je nach seiner Stärke, von 6 — 32 Fuß Höhe, in Brandungen aber bis 100 Fuß und mehr. Sonne und Mond bewirken durch ihre Anziehung ein zweimal täglich wieder- kehrendes Steigen und Sinken des Meeres, Flut und Ebbe. Die Fluthöhe wächst von den Tropen nach den Mittlern Breitengraden, in jenen um 3 Fuß, an der Küste von Portugal um 10 Fuß, an der Westküste vou Frankreich um 18 Fuß u. s. w., und nimmt nach den Polen zu wieder ab. Die Springfluten (zur Zeit des Vollmonds) erreichen an der Nord-Amerikanischen Ostküste 60 — 70 Fuß. Die Ostküsten haben überhaupt stärkere Flut, weil die Flutwelle mit dem Monde (und der Sonne) von Osten nach Westen wandert*). Tie wichtigsten Bewegungen des Meeres sind aber die Strömungen ^). Wie die Luft wird das Wasser durch die Wärme aus- gedehnt und durch die Kälte zusammengezogen und verdichtet. Das kältere und eben dadurch schwerere Wasser der Polarmeere strebt beständig das wärmere und leichtere, stark verdunstende der heißen Meereszone zu er- 1) Eine ausführliche Besprechung ist nicht räthlich, weil ihre Entstehung eine sehr compücirte, nicht blos durch den Mond und die verschiedenen Standpunkte der Sonne, sondern auch durch Localverhältnisse, die Beschaffenheit der Küste ic. bedingt ist. 2) S. Karte Iii.

9. Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts - S. 13

1876 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
13 die Schwung oder Fliehkraft und die Schwer- oder Anziehungskraft. In Folge der letzteren zieht ein Körper den anderen an, und zwar nach Ver- hältniß ihrer Größe mehr oder weniger. Wirkte nun diese letzte allein, so würden die größeren die kleineren an sich ziehen; könnte aber eiu Körper uur der erstereu folgen, so würde er unaufhörlich in gerader Linie fortrollen. Durch das Zusammenwirken beider werden beide beschränkt und die Bahnen der Planeten bestimmt. Diese Erklärung ist freilich nur „eiu Nothbehelf der Vorstellung". Andere neuere Forscher, wie Spiller, behaupten, daß die Sonne gleich einem Magneten von einem elektrischen Strome umkreist sei, welcher die Umdrehung bewirke. § 2. Der Mond, Kometen. Die dritte Klasse der Weltkörper sind die Monde, Trabanten oder Begleiter mancher Planeten. Auch die Erde hat einen solchen Mond, der mit seinem freundlichen Lichte ihre Nächte erhellt. Sein Durchmesser beträgt 468 Meilen (den wie vielten Theil des Erddurchmessers?), seine Masse 1iss der Erde, seine Dich- tigkeit die dreifache des Wassers, seine mittlere Entfernung von der Erde 51,829 Meilen. Etwa 400 mal die Entfernung des Mondes von der Erde ist gleich der Entfernung der Erde von der Sonne. Er bewegt sich in 27 Tagen 7 Stunden und 43x/5 Minuten um die Erde. Diese Umlaufszeit, nach deren Beendigung der Mond uns wieder bei demselben Fixsterne erscheint, heißt die periodische oder siderische. Da aber die Erde selbst, während der Mond sich um sie dreht, durch einen beträchtlichen Theil ihrer Bahn um die Sonne fortrückt, fo bedarf der Mond noch weiterer 2 Tage und 5 Stunden, ehe er seine frühere Stellung zu derselben wieder erlangt, ähnlich wie der Minutenzeiger einer Uhr etwas länger als eine Stunde laufen muß, ehe er wieder über dem Stundenzeiger steht. Die Zeit dieses Umlaufs, die synodische, beträgt also 29 Tage 12 Stunden 44 Minuten. Der eigen- thümliche Umlauf des Mondes ist die Ursache, daß er uns in verschiedenen wechselnden Lichtgestalten oder Mondphasen erscheint. Der Mond kehrt uns nämlich während seines Umlaufs um die Erde stets dieselbe Seite zu und dreht sich also während desselben nur einmal um seine Axe. Denken wir uns Sonne, Mond und Erde zunächst in einer geraden Linie, also den Mond zwischen Erde und Sonne stehend, so ist es klar, daß nur die der Erde ab- und der Sonne zugekehrte Seite von dieser erleuchtet ist und daß wir also nur die dunkle Seite des Mondes erblicken. Wir sagen dann: wir haben Neumond. Nach ungefähr 14 Tagen steht die Erde zwischen Sonne und Mond, doch meist so, daß die Erde den Mond nicht verdeckt (in welchem Falle Mondfinsterniß sein würde); dann sehen die Erdbewohner die ganze in der vorigen Stellung unerleuchtete Scheibe nunmehr erleuchtet; wir haben Vollmond. Denken wir Sonne, Erde und Mond in einem rechten Winkel stehend, die Erde im Scheitelpunkte desselben, so ist klar, daß wir nur die Hälfte der erleuchteten Seite desselben erblicken, also ein Viertel, das erste oder letzte Viertel, je nachdem wir den Mond links oder rechts von der

10. Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts - S. 39

1876 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
39 zusammenhängender werden und eine vollständige und immer weiter sich aus- dehnende Vereisung derselben eintreten. (Man erinnere sich hier wieder an das in § 4 über die Stellung der Erdachse Gesagte). — Die Polar- strömungen des Atlantischen Oceans machen sich mit ihrem erkaltenden Einflüsse besonders an den Küsten Nord-Amerikas bemerkbar. Diese Riesenströme des Meeres, gegen die auch die mächtigsten Eon- tinentalströme nichts sind, dienen sicher mit dazu, das Meer vor Fäuluiß zu bewahren. Von größter Wichtigkeit sind sie für den Verkehr der Nationen. (Wie so?) § 16. Müsse und Seen. Ebenso wichtig wie jene Straßen des Meeres für den »überseeischen Verkehr, sind die Flüsse für den Verkehr auf dem Lande; sie verbreiten das Leben durch dasselbe wie das Blut im menschlichen Körper. Wie ent- steht ein Fluß? s. Regen und Winde. Von der Quelle bis zur Mündung, welches Leben! (Eine eingehende Schilderung ist bei der Besprechung des Rheins gegeben.) Wovon hängt der raschere oder langsamere Lauf derselben ab? Wo können nur sehr große Ströme sich bilden? Wo, in welchen Continenten ist dies der Fall? In welchen nicht? Warum hat das West- liche Europa nur Flüsse geringerer Ausdehnung aufzuweisen? Warum das das östliche größere? Was ist von dem Verhältniß ihrer Geschwindigkeit zu sagen? Wodurch wird die Richtung der Flüsse im Allgemeinen bedingt? Wodurch unterscheiden sich in dieser Beziehung die Flüsse Europas? und diejenigen Asiens? Warum folgen sie dieser Richtung? Welchen Oceanen fließen viele Ströme zu? Welchen wenig? Woher diese Erscheinung? — Für den Verkehr ist es von Wichtigkeit, ob ein Fluß in ziemlich gerader oder sehr gekrümmter Linie seinen Lauf verfolgt, und was für Gegenden er durchfließt. Warum sind die Flüsse Sibiriens, obschon groß, für den Ver- kehr ohne Bedeutung? Vergleiche die größten Flüsse der Continente in Bezug auf ihre Längenansdehnung. Den schon bekannten größten Strömen Amerikas ^) ist in den übrigen Erdtheilen kein anderer gleich. Der Jan- tse-Kiang in China ist 700 Meilen, die Wolga in Europa 450, die Donau 380, der Nil in Aegypten über 600, der Ganges in Ostindien 420 Meilen lang. Nicht minder reich ist Amerika mit Seen versehen, reicher als Europa und Asien. — Flüsse sind die Hauptbedingungen des Wohlstandes. Worin liegt der befruchtende Einfluß der Flüsse? Die am besten bewässerten Länder der Erde können die meisten Bewohner (Menschen) ernähren. Warum? 1) Amazonenstrom 770 Meilen, Jenisei 700 Meilen, Missisippi 890 „ Lena 600 La Plata 480 „ Enphrat 370 Orinoco 340 „ St. Lorenzo 450 „
   bis 10 von 461 weiter»  »»
461 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 461 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 7
2 1
3 26
4 17
5 1
6 51
7 30
8 36
9 12
10 6
11 12
12 0
13 29
14 3
15 6
16 1
17 114
18 118
19 5
20 0
21 15
22 27
23 0
24 40
25 1
26 0
27 0
28 1
29 26
30 5
31 2
32 22
33 0
34 5
35 2
36 0
37 5
38 110
39 0
40 31
41 78
42 2
43 0
44 42
45 22
46 4
47 1
48 5
49 108

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 97
1 3
2 4
3 67
4 41
5 50
6 15
7 3
8 0
9 12
10 21
11 36
12 10
13 13
14 3
15 0
16 7
17 8
18 46
19 0
20 5
21 73
22 1
23 0
24 11
25 1
26 4
27 43
28 13
29 0
30 2
31 0
32 0
33 20
34 4
35 2
36 0
37 4
38 1
39 0
40 24
41 3
42 4
43 18
44 13
45 6
46 4
47 56
48 103
49 95
50 99
51 0
52 7
53 1
54 8
55 1
56 1
57 20
58 3
59 0
60 1
61 17
62 62
63 0
64 57
65 5
66 0
67 0
68 0
69 1
70 145
71 4
72 1
73 12
74 4
75 1
76 96
77 10
78 12
79 7
80 25
81 13
82 0
83 7
84 7
85 2
86 0
87 0
88 0
89 10
90 0
91 3
92 64
93 42
94 1
95 49
96 3
97 28
98 8
99 26

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 35
1 3
2 0
3 1
4 0
5 0
6 87
7 0
8 0
9 0
10 1
11 10
12 0
13 8
14 55
15 0
16 4
17 1
18 2
19 7
20 13
21 0
22 0
23 1
24 18
25 49
26 0
27 0
28 3
29 5
30 0
31 1
32 36
33 2
34 39
35 0
36 24
37 0
38 12
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 1
45 8
46 0
47 26
48 3
49 0
50 0
51 0
52 2
53 26
54 4
55 1
56 2
57 2
58 0
59 1
60 0
61 1
62 0
63 0
64 0
65 0
66 11
67 1
68 7
69 0
70 18
71 5
72 0
73 1
74 2
75 1
76 33
77 0
78 7
79 0
80 1
81 23
82 0
83 60
84 0
85 0
86 20
87 23
88 4
89 9
90 35
91 2
92 0
93 3
94 37
95 43
96 18
97 1
98 1
99 0
100 0
101 5
102 0
103 2
104 39
105 4
106 0
107 5
108 4
109 45
110 2
111 0
112 0
113 4
114 2
115 5
116 0
117 4
118 3
119 87
120 0
121 0
122 2
123 0
124 2
125 3
126 5
127 25
128 0
129 4
130 19
131 7
132 1
133 63
134 21
135 13
136 15
137 4
138 12
139 37
140 0
141 1
142 13
143 0
144 5
145 1
146 1
147 0
148 3
149 6
150 1
151 0
152 4
153 38
154 3
155 0
156 0
157 0
158 0
159 32
160 41
161 0
162 0
163 0
164 10
165 2
166 5
167 1
168 0
169 0
170 1
171 2
172 5
173 4
174 4
175 13
176 2
177 4
178 29
179 2
180 18
181 0
182 6
183 16
184 28
185 4
186 10
187 4
188 38
189 4
190 0
191 3
192 3
193 114
194 1
195 10
196 0
197 3
198 1
199 6